KHG-Kolloquium 2016: Herausforderung Integration (Ergebnisse, Fazit)
Antworten aus Gesellschaft, Hochschule und Kirche
Die Katholische Hochschulgemeinde Gießen (KHG) veranstaltete am Samstag, den 12. November 2016, im Hermann-Levi-Saal des Rathauses Gießen ihr viertes Kolloquium mit einem hochaktuellen Programm und mit namhaften Referenten. Im Mittelpunkt stand das Thema, wie die Eingliederung von Flüchtlingen und Migranten in unsere Gesellschaft gelingen kann. Ergebnisse und Fazit, hier weiterlesen…
Ergebnisse und Schlussbemerkungen
Die Katholische Hochschulgemeinde Gießen (KHG) veranstaltete am Samstag, den 12. November 2016, im Hermann-Levi-Saal des Rathauses Gießen ihr viertes Kolloquium und Symposium mit einem hochaktuellen Programm und mit namhaften Referenten. Im Mittelpunkt stand das Thema, wie die Eingliederung von Flüchtlingen und Migranten in unsere Gesellschaft gelingen kann. Gesellschaft, Politik, Hochschule und Kirche sind gefordert. Das Kolloquium, das im Rahmen des 90-jährigen Jubiläums der KHG Gießen stattfand, wurde von der KHG gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Technischen Hochschule Mittelhessen veranstaltet.
Zum Abschluss der Veranstaltung hielt Hochschulpfarrer Dr. Siegfried Karl in seinem Fazit fest, dass die Teilnehmer eine eindrucksvolle Veranstaltung mit nachhaltig wirkenden Reden sowie einer lebhaften Podiums- und Plenumsdiskussion erlebt haben. Der gute Besuch und die Diskussionen hätten gezeigt, wie sehr das Thema Flüchtlinge und Integration unsere Gesellschaft bewegt. Integration ist eine zentrale Langzeitaufgabe, die aber nur mit einer vorwärtsgewandten Vision gelingt, so fasste Pfarrer Dr. Karl die Diskussionsergebnisse zusammen. Als unverzichtbar bezeichnete er einen gesamtgesellschaftlichen Dialog über unsere gemeinsamen Werte. Das Fehlen eines Konzeptes für den gesellschaftlichen Diskurs über die Themen Flüchtlinge und Integration wurde als Manko festgehalten. Zugleich wurde für mehr Bürgerdialoge auch in diesen Fragen plädiert. Für eine gelingende Kommunikation und Integration spielten die vielen ehrenamtlichen Helfer eine Schlüsselrolle, so eine weiteres Ergebnis des Gießener KHG-Kolloquiums.
Der Konzertsaal war mit rund 120 Teilnehmern voll besetzt. Pfarrer Dr. Karl zeigte sich hocherfreut über den guten Zuspruch. Als beeindruckend bezeichnete er neben der hohen Teilnehmerzahl vor allem die Kompetenz der Teilnehmer im Saal. Alle zuständigen Stellen in Sachen Migration und Integration aus der Region waren mit einem oder mehreren Fachleuten vertreten, angefangen von der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Gießen sowie den Ausländerbeiräten über die Sozialeinrichtungen wie Caritas und Diakonie, katholischen und evangelischen Pfarrern und Pfarrinnen und Seelsorgern und Seelsorgerinnen wie auch Lehrer für Flüchtlinge von verschiedenen Schulen und die Ausländerämter der beiden Gießener Hochschulen bis hin zu Ehrenamtlichen verschiedener Flüchtlingshilfevereinen und Mitgliedern und Studierenden der Gießener Hochschulen und Interessenten. Dies unterstrich erneut, so Pfarrer Dr. Karl, wie stark das Engagement und das Interesse für diese Fragen in der Region sind.
Die Einheit der Verschiedenen als Leitlinie
„Die Einheit der Verschiedenen“ zu gewährleisten, diese Aussage von Bundespräsident Joachim Gauck haben mehrere Redner als eine Leitlinie angeführt, an der sich unsere Gesellschaft in Sachen Flüchtlinge und Integration orientieren soll. Auch Gießens Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz hat sich Gaucks Feststellung zur Leitschnur für die Behandlung dieser Herausforderung gemacht. In ihrem Grußwort zeigte sie sich tief beeindruckt darüber, wie „unaufgeregt“ Gießens Stadtgesellschaft in der Vergangenheit und vor allem im letzten Jahr die Herausforderung mit der großen Zahl an Flüchtlingen gemeistert hat. „Die Zivilgesellschaft in Gießen ist über sich hinausgewachsen“, so Grabe-Bolz. In Gießen haben in den vergangenen Jahrzehnten Menschen aus vielen Ländern eine neue Heimat gefunden. Anerkennung der Vielheit und Respekt allen Menschen gegenüber, gleich welchen Glaubens und welcher Herkunft, die ihre Kultur und ihre Identität hier leben können, ist in Gießen schon lange Konsens. Diesen Konsens gilt es auch in Zukunft zu wahren, das ist ihr ein großes Anliegen.
Die Welle der Flüchtlinge ist inzwischen abgeebbt, doch die Aufgabe der Integration bleibt, betonte der Diözesanadministrator des Bistums Mainz Dietmar Giebelmann in seinem Grußwort. Er erinnerte daran, dass im Vorjahr die Willkommenskultur das Wort des Jahres war und nunmehr offensichtlich Abschiebung das neue „Zauberwort“ als Lösung ist. Die Kirchen sind an der Seite der Schwachen, also auch der Flüchtlinge. Giebelmann überbrachte zugleich die Glückwünsche des Bistums Mainz zum 90-jährigen Jubiläum der KHG Gießen.
Integration ist eine zentrale Langzeitaufgabe
Integration ist und wird die zentrale Aufgabe in unserem Land aktuell und in Zukunft bleiben. Das war die durchgehende Feststellung in allen Beiträgen. Unsere Gesellschaft hat mit ihren vielen freiwilligen Helfern in der Flüchtlingsarbeit und durch ein bewundernswertes Engagement gezeigt und zeigt es immer noch, dass wir „ein großes Herz für Flüchtlinge und Menschen in Not haben“, wie es der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen Dr. Bernhard Vogel wie auch Diözesanadministrator Dietmar Giebelmann in ihren Grußworten betonten.
Allgemeine Zustimmung fand Dr. Vogel mit seinen grundsätzlichen Ausführungen zu aktuellen politischen Entwicklungen und zur Flüchtlingsfrage. Sieben Punkte stellen für ihn die Eckpunkte für eine gelingende Integration der Neuankömmlinge dar. Als erstes müssen Recht und Gesetze von allen in Europa und in Deutschland eingehalten werden. Das Asylgesetz kennt keine Obergrenze, so Dr. Vogel weiter aber Flüchtlinge aus sicheren Drittländern müssen zurückgeschickt werden. Im Grundgesetz ist das Zusammenleben in unserem Gemeinwesen festgelegt. „Jeder, der auf Dauer in unserem Land bleiben will, muss diese Grundordnung annehmen und akzeptieren“, das ist für ihn ein weiterer Grundpfeiler. Den Zufluchtsländern wie Libanon, Jordanien und Türkei und vor allem in den zerfallenen Ländern Irak und Syrien muss geholfen werden, sie spielen eine Schlüsselrolle. Allerdings mahnte er auch, dass wir nicht vor lauter „Hilfsinstrumenten“ unser Land selber finanziell in Gefahr bringen. „Wir dürfen Herz und Verstand hierbei nicht trennen, wir müssen sie zusammenführen“. Abschließend forderte Dr. Bernhard Vogel zu Realismus und zu Toleranz in der Integrationsdebatte auf. Für ihn bedeutet das zugleich, auch „einen eigenen Standpunkt zu haben und diesen mutig zu vertreten“.
Integration geschieht nicht spannungsfrei
Integration geschieht nicht völlig spannungs- und konfliktfrei, unterstrich der hessische Bevollmächtigte für Integration, Staatssekretär Jo Dreiseitel. Sorgen, Ängste, Abschottung und manchmal auch Panik vor den rasanten Veränderungen in der Welt und der zunehmenden Vielfalt gehören zu der komplexen Wirklichkeit des Integrationsprozesses dazu. Dabei geht es nicht nur um die Angst vor dem Fremden, sondern auch um die Angst der Fremden, wenn sie spüren, dass sie nicht willkommen sind. Ein wichtiges Instrument für eine nachhaltige Integrationsarbeit in Hessen bildet nach den Worten von Staatssekretär Dreiseitel das 2014 etablierte Landesprogramm „WIR“, mit dem landesweit die interkulturelle Öffnung von kommunalen Angeboten sowie von Vereinen und Verbänden gefördert wird. Für die intensive Sprachförderung von Flüchtlingen hat das Land Hessen alleine im Jahr 2016 zusätzlich 800 Stellen geschaffen. Ein neuer Baustein stellt das Programm „MitSprache-Deutsch4U“ dar, das niederschwelligen Spracherwerb für Flüchtlinge fördert.
Vor Ort: Gute Zusammenarbeit zwischen den Sozialeinrichtungen
Als gelungen ist für den Gießener Politologen Prof. Claus Leggewie eine Integration dann zu bewerten, wenn in einer Gesellschaft die Menschen mit vielfältigen Herkünften und Glaubensrichtungen leben können. Gelingende Integration findet vor Ort statt, dieser Tenor zog sich durch viele Beiträge, vor allem in der Diskussion. Wie Migrationsberaterin Cornelia Tigges vom Migrationsdienst der Caritas Gießen wie auch andere Mitarbeiter aus der Flüchtlingsbetreuung in der Diskussion betonten, wird in der Region Gießen insgesamt gute Arbeit mit hohem ehrenamtlichem Engagement und inzwischen vielen Angeboten der verschiedenen Stellen für Flüchtlinge geleistet, so von den Sozialeinrichtungen wie Caritas und Diakonie und gerade auch durch Deutschkurse an den Schulen. Als motivierend für die vielen Mitarbeiter in den Sozialeinrichtungen und in den Flüchtlingsstellen bezeichnete Cornelia Tigges die gute Kommunikation der verschiedenen Stellen untereinander. Als ein riesiges Problem erweist sich jedoch der fehlende Wohnraum für Flüchtlingsfamilien. Hierauf hat Migrationsberaterin Cornelia Tigges sowie Flüchtlingsseelsorger Pater Frido Pflüger aus Berlin mit Nachdruck hinwiesen. Die Politik muss gerade auch hier dringend Lösungen schaffen durch Einrichtung und Umsetzung entsprechender Programme.
Ehrenamt entscheidend für gelingende Kommunikation und Integration
Für ein Gelingen der Integrationsaufgaben sieht der Marburger Sozialpsychologe Prof. Ulrich Wagner eine entscheidende Rolle bei den ehrenamtlichen Helfern. Nicht nur deren Engagement für die Flüchtlinge nannte er beeindruckend und überwältigend, sondern ihnen kommt gerade auch für die Kommunikation mit den Flüchtlingen und in die Gesellschaft hinein eine Schlüsselfunktion zu. Sie können mit zum Abbau von Ängsten gegenüber Migranten beitragen, denn der Abbau von Ängsten und der Umgang mit Fremden hängt stark mit eigenen Erfahrungen mit Migranten zusammen, wie die Marburger Forschungsergebnisse zeigen. Auch für Diskussionsleiter Burkhard Bräuning, dem stellvertretenden Chefredakteur der „Gießener Allgemeinen Zeitung“, stellt die Gruppe der Helfer und Ehrenamtliche in dem Spannungsfeld Flüchtlinge und Integration die größte dar. Für ihn sind es die, „die nach Lösungen suchen, die helfen und die anpacken“. Allerdings werden sie „zu wenig gehört“, so Bräunings Eindruck aus der Redaktionsarbeit.
Prof. Wagner fand zugleich auch klare Worte hinsichtlich der Reaktion auf politische und fremdenfeindliche Aktionen in Deutschland. Politik, Polizei und Justiz müssten durch ihr Verhalten klar die Grenzen bei Gesetzesbrüchen zeigen und die Folgen für die Betroffenen.
Vielfältige Angebote für Geflüchtete an den Gießener Hochschulen
Die Justus-Liebig-Universität und die Technische Hochschule Mittelhessen bieten inzwischen, wie deren Präsidenten Prof. Joybrato Mukherjee und Prof. Matthias Willems im Rahmen der Podiumsdiskussion berichteten, zahlreiche Angebote für Studieninteressenten mit Migrationshintergrund an. Bei der Justus-Liebig-Universität reicht dies von der finanziellen Absicherung der bereits 2007 gegründeten „Refugee Law Clinic“ am Fachbereich Rechtswissenschaften über eine Verstärkung der Beratung und Unterstützung durch das Akademische Auslandsamt und Deutschkurse, von Informationsveranstaltungen und gezielter Studienberatung für geflüchtete Studieninteressierte und WissenschaftlerInnen bis hin zu Weiterbildungen für hessische Lehrerinnen und Lehrer und die kostenfreie Öffnung des Gasthörerprogramms der Universität für studieninteressierte Flüchtlinge und Asylsuchende. Wie Präsident Prof. Mukherjee weiter ausführte, ist ab diesem Wintersemester ein Fortbildungsprogramm für ehrenamtliche Lehrerinnen und Lehrer geplant sowie ein stärkeres Engagement der Verhaltenstherapeutischen Ambulanz im Bereich Psychologie bei der Behandlung von psychischen Problemen von Flüchtlingen.
Das Thema Migration und Bildung sowie Integration hat an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) einen hohen Stellenwert, wie deren Präsident Prof. Willems erklärte. „Geflüchteten den Weg in die Hochschulen zu ermöglichen, darauf legt die THM großen Wert“. Menschen mit Abitur und Vorstudienerfahrungen sollten auf jeden Fall die Möglichkeit haben, ein Studium aufzunehmen oder fortzusetzen. Die Hochschule richtet ihr Augenmerk aber auf alle internationalen Studierenden, „sie alle müssen gute Studien- und Lebensbedingungen vorfinden“, betonte Prof. Willems. Entsprechende Programme werden für alle internationalen Studienbewerber geöffnet.
Bereits seit 2011 erfolgt an der THM durch das Projekt „Hochschule in der Migrationsgesellschaft“ eine verstärkte Auseinandersetzung mit dieser Thematik. In einer von Einwanderung geprägten Gesellschaft erfordert die interkulturelle Öffnung der Hochschule unter anderem Anpassungen in der Organisation wie auch den Abbau von Zugangsbarrieren. Hierzu gehört auch die Einrichtung des Sachgebietes und einer Beauftragten für Interkulturelle Öffnung, die dem Senat der THM beratend zur Seite steht. Vor allem durch das Projekt REACH THM (Refugee’s Academic Home) sind die Regelangebote für Studierende verstärkt und die Einbindung von Geflüchteten in die Hochschule weiter gefördert worden. Nach Angaben von Prof. Willems sind derzeit an der THM rund 70 Geflüchtete in den Studiengängen immatrikuliert.
Die riesigen Flüchtlingsdramen kennen wir hier nicht
Nachhaltigen Eindruck auf die Teilnehmer haben die Einblicke von Jesuitenpater Frido Pflüger aus Berlin über die Flüchtlingssituation in Ostafrika und aus der Flüchtlingsseelsorge in Berlin hinterlassen. Der Flüchtlingsseelsorger, der insgesamt neun Jahre in Ostafrika tätig war und seit vier Jahren für die Flüchtlingsdienste der Jesuiten in Deutschland verantwortlich ist, schilderte eindringlich die riesigen Flüchtlingsdramen, die sich in Ostafrika sowie in der Türkei und im Libanon abgespielt haben und abspielen. Zudem sieht Pater Pflüger, der erst kürzlich wieder im Irak war, für den Irak und Syrien auch für die nächsten zehn Jahre noch keine Lösung des Konfliktes. Deutliche Worte fand er auch hinsichtlich der Bekämpfung der Fluchtursachen. Unsere Argumente und die Maßnahmen der westlichen Welt und der Wirtschaft nannte er „human nicht überzeugend und unehrlich, denn wir machen die Märkte in West- und Ostafrika kaputt und wundern uns, dass Tausende von Flüchtlinge aus diesen Ländern zu uns kommen.“
Wir brauchen ein Konzept für den Diskurs – Plädoyer für mehr Bürgerdialog
Integration wird nur gelingen, mahnten Hochschulpfarrer Dr. Karl und Prof. Claus Leggewie zum Schluss, wenn mit ihr eine vorwärtsgewandte Vision verbunden ist. Leggewie plädierte dafür, nicht immer über Vergangenes zu reden, die Zukunft bezeichnete er als Aufgabe. „Es ist Aufgabe der Politik, eine Vision zu formulieren, wo wir hinwollen“, so der renommierte Gießener Politologe. Er unterstützte ausdrücklich die Einrichtung von mehr „Bürgerdialogen“, wie sie Staatssekretär Jo Dreiseitel als eine der weiteren Maßnahmen der hessischen Landesregierung nannte. „Bürgerdialog ja, aber wie sie funktionieren, ist die entscheidende Frage“, so Leggewie. „Wir müssen solche offenen Foren in Stadt und Land schaffen, aber wir haben noch kein Konzept hierfür“. Auch Universitäts-Präsident Prof. Mukherjee goss am Schluss etwas Wasser in den Wein. Wir müssten bei der Diskussion dieser Fragen mehr Redlichkeit an den Tag legen. „Vor allem brauchen wir ein kommunikatives Konzept für den Diskurs“, mahnte Mukherjee an. Zudem plädierte er dafür, endlich ein Einwanderungsgesetz zu verabschieden. Nur damit lassen sich neben den vielen Flüchtlingen auch weitere Talente für unsere Hochschulen und Wirtschaft als Antwort auf den vorhandenen Fachkräftemangel in Deutschland finden.
Unverzichtbar: Ein gesellschaftlicher Dialog über unsere gemeinsamen Werte
Wenn wir die Integrationsaufgabe erfolgreich meistern wollen, ist ein gesamtgesellschaftlicher Dialog über Rechte und Pflichten, über unterschiedliche Interessen, was unsere Gesellschaft zusammenhält, und über Werte unverzichtbar, erklärte Pfarrer Dr. Karl zum Abschluss in seinem Fazit. Für ihn dürfen hierbei auch Diskurse über Glaube und Religion nicht ausgeschlossen sein.
Hinsichtlich der Kultur des Dialoges zitierte zum Abschluss der Podiumsdiskussion Diskussionsleiter Burkhard Bräuning den früheren Bundespräsidenten Johannes Rau und den Philosophen Hans-Georg Gadamer. Rau sagte in seiner bemerkenswerten Rede über die Kultur des Dialoges: „Wer sich auf einen Dialog einlässt - und das gilt nicht nur für den Dialog der Kulturen -, der hat bereits eine fundamentale Grundentscheidung getroffen, darüber muss man sich klar sein. Er hat allein durch die Tatsache, einen Dialog zu führen, anerkannt, dass er allein nicht im Vollbesitz der ganzen Wahrheit ist. Wer im Besitz der ganzen Wahrheit ist, der betreibt Mission - und führt keinen Dialog.“ Und der Philosoph Gadamer stellt zum Dialog-Führen fest: „Wer in einen Dialog eintritt, der lässt sich darauf ein, dass der andere vielleicht recht haben könnte.“ Diese Gedanken gab er allen Teilnehmern als Orientierungshilfe mit auf den Weg.